Da
ist zunächst einmal das rein formale Kriterium des Latinums. Latein
ist das einzige Fach, abgesehen von Altgriechisch, durch dessen
Erlernen man eine Qualifikation erwerben kann, die auch heute noch
Studienvorausetzung für eine ganze Reihe von Studiengängen ist.
Aber
neben diesem, sicher nicht zu vernachlässigenden, formalen Aspekt
gibt es auch wichtige inhaltliche Aspekte, die hier kurz aufgeführt
werden sollen:
Der
Lateinunterricht führt zu vertiefter Auseinandersetzung mit sprachlich-grammatischen
Problemen einerseits und Fragen der inhaltlichen Sinndeutung andererseits,
und er ergänzt und unterstützt so die eher auf Kommunikationsfähigkeit
abzielende Bildungsarbeit in den neuen Sprachen. Latein steht
daher eigentlich nicht in Konkurrenz zu ihnen, sondern nimmt eine
ergänzende Funktion wahr.
Die
Entwicklung des Latein ist abgeschlossen. Die Sprache liegt wie
ein Modell vor uns und erlaubt es, an ihr zu untersuchen, was
Sprache überhaupt leisten kann. Der Lateinunterricht vollzieht
sich im Unterschied zu den modernen Fremdsprachen zweisprachig,
indem der Lernende durch genaues Übersetzen von Texten zu ständigem
Vergleich mit seiner Muttersprache herausgefordert wird. Der Gegensatz
zur deutschen Sprache ermöglicht es, über die Kenntnis des Lateinischen
hinaus auch das Deutsche in seinen grammatischen Strukturen besser
zu verstehen, die eigene Ausdrucksfähigkeit zu schulen und zu
verbessern.
Der
Grammatikunterricht vollzieht sich entweder an Originaltexten
oder an sehr dem Original nahekommenden Texten. Die Schülerinnen
und Schüler lernen also früher antike Autoren direkt kennen. Die
antike Literatur enthält darüber Erfahrungen, Gedanken, Entwürfe
und Befürchtungen, die bis zum heutigen Tag aktuell geblieben
sind und die Kultur unseres Abendlandes mitgeprägt haben.
Latein
ist die "Mutter" aller romanischen Sprachen, so auch
des Französischen und Spanischen. Es ist nicht schwieriger als
anderer Fremdsprachen, in Aussprache und Rechtschreibung gleicht
es sogar weitgehend dem Deutschen. Für Schülerinnen und Schüler,
die bereits mit der Aussprache des Englischen Probleme haben,
kann Latein leichter sein. Für einen Schülertyp, der eher analytisch
mit Sprache umgeht, kann Latein u.U. interessanter sein als eine
neue Fremdsprache. Ausdrucksvermögen, Logik, Beobachtung und Vergleich
werden besonders geschult.
Latein
erleichtert den Zugang zu wissenschaftlichen Fach- und Fremdwörtern,
die heute noch wie selbstverständlich in den modernen Wissenschaften
aus den alten Sprachen Latein und Griechisch entlehnt werden.
Diese
Aufzählung der Argumente ist natürlich nicht vollständig, kann
aber vielleicht eine Entscheidungshilfe sein, wenn es um die Wahl
von Latein geht. Wer weitere Argumente für oder gegen das Lateinische
hat, kann
mir diese mailen, so daß
sie in diese Liste aufgenommen werden können. Zum Absetzen eines
öffentlichen Kommentares eignet sich unser Gästebuch übrigens
hervorragend.
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