Prädikativum |
Das
Prädikativum ist ein Satzglied, das die Funktion von Attribut
und Adverb vereinigt, es ist also quasi ein "Adverbattribut".
Es gibt also einerseits eine Eigenschaft seines Beziehungswortes
an, anderseits erläutert es auch die Verbhandlung näher.
Das
Prädikativum richtet sich immer in Kasus, Numerus und Genus
nach seinem Beziehungswort (KNG-Kongruenz) und erläutert es näher,
und zwar in Verbindung mit der jeweiligen Verbhandlung. Prädikativa
können also in allen Kasus, Numeri und Genera vorkommen. Prädikativa
können als Substantive, Adjektive oder Partizipien auftreten.
An
einem Beispiel eines adjektivischen Prädikativums soll erklärt
werden, was die Besonderheit des Prädikativums im Unterschied
zu einem gewöhnlichen Attribut und einem Adverb ist; drei ähnliche
Sätze, aber mit unterschiedlichem Sinn:
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Erklärung |
Avus aegrotus venit. |
Der
kranke Großvater kommt nach Hause. Situation:
Der Großvater ist immer krank, "krank" ist also eine
Eigenschaft (Attribut) des Großvaters, und er kommt nach Hause. |
Avus aegrote domum venit. |
Der
Großvater kommt krank nach Hause. Situation:
Der Großvater kommt nach Hause, "krank" bezieht sich
als Adverb auf "kommen", d.h. vielleicht hinkt er oder
etwas ähnliches. |
Avus aegrotus domum venit. |
Der
Großvater kommt krank nach Hause. Satz
3 sieht also zunächst genauso aus wie Satz 1. Der Unterschied
ist nun der, daß das Prädikativum aegrotus "krank" sich
sowohl auf den Großvater bezieht, was man an der KNG-Kongruenz
erkennen kann, als auch auf das "Kommen". Also die Situation
ist: Der Großvater ist nur zum Zeitpunkt seines Kommens krank,
nicht immer. |
Prädikativum |
Attribut
und Prädikativum sehen äußerlich gleich aus, unterscheiden sich
aber lediglich vom Sinn her. Man muß also vor der Übersetzung genau
den Textzusammenhang beachten! Neben
dem adjektivischen Prädikativum gibt es daneben noch das substantivische
und das partizipiale Prädikativum. Dieses Prädikativum wird auch
als Participium
coniunctum (= PC) bezeichnet.
Obwohl es im Lateinischen 3 verschiedene Partizipien gibt (PPA,
PPP, PFA), kommen am meisten Part. Präs. und Part. Perf. vor. |
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Substantivische Prädikativum: |
Cicero
consul coniurationem
Catilinae detexit. |
Cicero
deckte als Konsul die Verschwörung des Catilina auf. |
Partizipiales Prädikativum (PC) |
Suebi
agris expulsi
ad Rhenum pervenerunt. |
Die
Sueben, von ihren Feldern vertrieben, gelangten an den
Rhein. |
Die
Sueben, die von ihren Feldern vertrieben wurden,
gelangten an den Rhein |
Weil
die Sueben von ihren Feldern vertrieben wurden/worden waren,
gelangten sie zum Rhein. |
Die
Sueben wurden von ihren Feldern vertrieben und gelangten
an den Rhein. |
Übersetzungshilfen |
Substantivische
Prädikativa werden am besten mit "als" an ihr Beziehungswort
angehängt. Adjektivische
Prädikativa bleiben im Deutschen häufig unflektiert und werden
wie ein Attribut oder Adverb übersetzt. Das hängt stark vom jeweiligen
Kontext ab.
Prädikative
Partizipien (sogenanntes Participium coniunctum) kommen am
häufigsten vor und beeinhalten verschiedene Übersetzungs- möglichkeiten:
- wörtlich als Partizip, meist untergeordnet
wie im obigen Beispiel.
- als Relativsatz, an das Beziehungswort
angehängt.
- als Beiordnung durch ein gleichberechtigtes
Prädikat.
- als untergeordneter Adverbialsatz.
Wichtig
dabei ist, daß das Zeitverhältnis beachtet wird. Wie beim Infinitiv
des AcI gilt, daß die Zeit des Prädikats nicht absolut zu sehen
ist, sondern lediglich ein Zeitverhältnis zur Verbhandlung des
übergeordneten Prädikates angibt. Die Handlung eines Part.
Perfekt ist also immer
vorzeitig,
die eines Part.
Präs. gleichzeitig
und die eines Part.
Fut. wäre nachzeitig.
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